Mitsegeln – Wie es geht!

Wie kam ich zum Segeln, Part 2

Segeln sieht ja toll aus!
Aber kann ich das, macht es mir Spass, werde ich Seekrank und wie fange ich an? Muss ich gleich eine Ausbildung machen, oder kann ich auch einfach mal reinschnuppern?

Wer Interesse hat, das zu testen, sollte einfach mal auf einem Segeltörn mitsegeln! Wie geht das, welche Möglichkeiten gibt es, was braucht man dazu und auf was sollte man achten?

Mitsegeln im Kojencharter

Ich hatte mich am Anfang für Mitsegeln im Kojencharter entschieden. Da ich nicht an der Küste wohne und mich nicht vereinsmäßig irgendwie binden wollte, die für mich naheliegendste Option, zumal es bei dem anstehenden Urlaub absolut passte.
Ob ich dann eine Ausbildung mache, wollte ich erst einmal testen. Ich bin vorher schon mal auf einem Hobi Cat (so ein Fun-Katamaran) als Ballast mitgesegelt (worden) und war mal auf einem See mit jemandem auf einer kleinen Jolle. Ganz am Anfang habe ich mal Surfen gelernt.

Was heisst Kojencharter und was muss ich dafür können?

Kojencharter bedeutet: Man mietet eine Koje auf einem Segelboot für einen Urlaubs-Segeltörn für eine festgelegte Zeit.
Entweder als Einzelperson, dann kann es sein, dass man sich die Koje mit einem weiteren Segler teilt, oder man kann eine Koje für sich alleine mieten (meist mit Aufschlag wie 1,6 facher Kojenpreis ö.ä.). Wenn die Kojen voll belegt sind, ist es schon etwas kuschelig an Bord! Es wird keinerlei Vorerfahrung benötigt. Wenn man Lust hat, kann man aber meist gerne mit anpacken.

Wieviel Platz hat man an Bord?

Mitsegeln SchappsPlatz ist auf einem Segelboot meist nur sehr begrenzt vorhanden und vorhandener Stauraum wird sehr effizient genutzt. Man soll nicht glauben, was sich in allen möglichen Ecken und hinter allen möglichen Deckeln/Klappen (fachmännisch als „Schapps“ oder „Backskisten“ bezeichnet) so alles versteckt.

Deshalb gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten:

Keine Koffer mitbringen, sondern einen Seesack, eine leichte Reisetasche (ohne Gestell und Rollen), ein Drybag, Duffle Bag, oder einen guten Rucksack. Koffer lassen sich an Bord einfach nicht verstauen. Der Inhalt eines Seesacks oder einer Tasche kann dann in der Koje untergebracht werden und die Tasche zusammengelegt irgendwo verstaut werden.

Bekleidung und Schuhe:

MitsegelnHier gilt: Weniger ist mehr! Man braucht an Bord nicht so viel Klamotten und Schuhe. Man denke da so an Camping. So in etwa muss man sich auch das Leben an Bord vorstellen. Natürlich kann man sich etwas mitnehmen zum Ausgehen, wenn geplant ist öfters mal an Land in einem Restaurant zu speisen. Aber auch hier: praktische, wiederverwendbare Kleidung mit dem gewissen Chick. Wir Männer haben da ja meist einen recht pragmatischen Ansatz. Die segelbegeisterten Frauen beschränken sich auf eins – zwei Kombinationen mit passenden Schuhen und Tasche. Wenn an Land längere Ausflüge, Vulkanbesteigungen oder Stadtbesichtigungen anstehen, dann am besten ein paar ordentliche Trekkingschuhe oder Sportschuhe und strapazierfähige Hose und Shirt. Eine Mütze oder Schildkappe ist wichtig! (Wind- und Sonnenschutz) sowie eine Sonnenbrille, am besten mit einem Neopren-Brillenband mit Auftrieb, wenn man sie nicht im Wasser verlieren will. Nützlich ist auch eine Kopfleuchte, möglichst mit Rotfilter um nachts niemand zu blenden. Nützlich ist auch eine Kopfleuchte, möglichst mit Rotfilter. Meine Kopfleuchte hat zwar keinen, begleitet mich aber bereits seit Jahren absolut zuverlässig! Toll finde ich, das sie mit 3 x AAA Batterien betrieben wird, die man überall bekommt.

Braucht man spezielle Segelbekleidung?

Nein! Jedoch ist zu bedenken, dass es auf dem Wasser beim Segeln auch mal deutlich kälter (und ggf. auch nasser) sein kann als an Land! Ist es an Land schön sonnig und man läuft mit kurzer Hose, T-Shirt und mit Flip-Flops herum, so ist es zwar vor der Küste auch schön sonnig, aber der Wind und das Wasser um uns herum kühlen die Luft deutlich ab. So bin ich auch schon oft noch mit kurzen Klamotten aus der Marina herausgefahren, habe mir aber nach kurzer Zeit lange Sachen an, bzw. drüber gezogen.

Ausserdem ist die Bekleidung Revierabhängig. In warmen Revieren wie der Karibik, kann man oft mit Badehose und T-Shirt (wegen der Sonne) segeln. In kälteren Regionen, wie z.B. Ost- und Nordsee sind dickere Klamotten angesagt. Jedoch muss man sich nicht hierfür extra teures Ölzeug und Stiefel zulegen. Es tut für den Anfang eine Regenjacke und ggf. auch eine Regenhose
zum Überziehen. Darunter dann Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip. Auf meinem Ostseetörn hatte ich lange Unterwäsche mit.
Ich fahre immer gut mit einer Jeans, einer Cargo Hose, einer Fleecejacke und einem dünnen Hoodie. Im kalten Revier geht auch gut ein Skianzug.

Schuhe an Bord:

MitsegelnEin wichtiges Thema! Keine Schuhe mit dunklen Sohlen an Bord! Hinterläßt man an Bord dunkle Streifen mit seinen Schuhen, zieht man sich direkt den Unmut des Skippers zu (und darf sie dann wieder entfernen). Geeignet sind Schuhe mit hellen Sohlen, wie zum Beispiel Hallensportschuhe, Converse, oder ähnliches. Exklusive Segelschuhe müssen nicht unbedingt sein. So etwas kann man sich immer noch irgendwann mal kaufen, wenn einem das Hobby zusagt. Schuhe sollten immer getragen werden, wenn man sich an Deck auf das Vorschiff begibt. Warum? Es gibt sehr viele Metallbeschläge, Rollen, Klampen, etc. an Deck. Wenn man da (zwangsläufig) Barfuss dran hängen bleibt…
Segelhandschuhe? Wenn man mithelfen möchte, die Segel zu bedienen, schützen Handschuhe empfindliche Hände und verhindern Brandblasen bei durchrutschenden Schoten (Leinen zur Bedienung der Segel) oder bei Winschkurbelmalträtierungen. (tolles Wort! -> Erklärung gerne gegen ein Bier)

Verpflegung an Bord, Nebenkosten:

Verpflegung

Üblicherweise gibt es Verpflegung an Bord, oder es wird – je nach Gebiet und Kochkünsten der Mitsegler – öfters in einer Marina (Hafen) festgemacht und Essen gegangen. Das sind Absprachen die im Vorfeld geregelt sein sollten. Entweder ist die Verpflegung bereits inklusive (All inklusive Preis des Kojencharters) oder es wird eine Bordkasse geführt, mit der alle Kosten des Törns unter den Teilnehmern aufgeteilt werden. Dann wird üblicherweise der Skipper freigehalten und gemeinsam eingekauft und alle anderen Kosten (u.a. auch Liegeplatzgebühren, Diesel, Klarierungskosten, Schmiermittel, etc.) bestritten.

Aufpassen!
Welche Kosten im Kojencharter enthalten sind und welche über die Bordkasse abgedeckt werden, sollte unbedingt im Vorfeld geklärt sein (Chartervertrag)
. Auch beim Einkaufen oder Essen gehen spielt das ja eine Rolle. Ist der Skipper ein Freund teurer Restaurants, toller Cocktails, trinkt gerne teuren Wein oder Spirituosen? Dann kann das teuer werden!

Was kann und darf man an Bord machen?

Segeln

Der Skipper ist immer der Chef an Bord, er trägt die volle Verantwortung für das Schiff und die Crew. Also wird der Skipper euch ggf. Aufgaben zuteilen. Niemals solltet ihr einfach so irgend etwas machen auf dem Schiff, ohne Aufforderung vom Skipper, wenn ihr (noch) keine Ahnung davon habt. Segeln ist ausserhalb eines Hafens, einer Marina (so heißt das bei Seglern) eigentlich nicht so schwer. Wenn man aufmerksam zuschaut und den Skipper fragt, wird man schnell lernen wie ein Segelboot funktioniert und welche Segel wie benutzt werden.

Sicherheitseinweisung

Bevor ihr mit dem Skipper ablegt sollte es auf jeden Fall eine Sicherheitseinweisung geben. Das ist wie beim Fliegen: Ihr solltet wissen wo was ist und wie ihr euch im Ernstfall verhalten müsst. Denn im Ernstfall ist keine Zeit mehr für Erklärungen!
Keine Angst, Segeln ist sehr sicher, wenn das Boot anständig gewartet ist und der Skipper alle Regeln beachtet. Trotzdem kann ja etwas unvorhergesehenes passieren. Beispiel: Es ist eine Gasanlage mit Herd und Backofen an Bord und es kommt zu einem Brand. Dann müßt ihr wissen wo sich die Löschdecke befindet und wie man sie benutzt. Auch welche Feuerlöscher an Bord sind und wofür man sie benutzt. Natürlich auch die Rettungsmittel wie Rettungsweste, Lifeline zum einpicken und die Rettungsinsel. Ebenso wird euch der Skipper erklären was ihr besser nicht anfasst, wo man sich am besten aufhält wann die Rettungswesten anzulegen sind und warum der Grossbaum gefährlich sein kann. Auch in die Spezialitäten an Bord einer Segelyacht wie die Bedienung der Toiletten und der Seeventile wird eingewiesen.

Fachbegriffe – Des Seglers Sprache

MitsegelnBackbord, Steuerbord, Schoten und Fallen, Winsch, Festmacher, dichtholen, fieren, anluven, abfallen, Re, rund achtern, reffen und einholen, querab, achteraus, Bug, Heck, Wanten und Stagen, Backskiste, Schapps, Traveler, Furlex, Fock, Genua, Gross, Besan, Pütz, Palstek, Webleinenstek (nix zum Essen) und wo zur Hölle ist eigentlich Dirk und warum soll ich DIE nicht anfassen? MOB? Was ist die Plicht?

Ja, die Segler und Bootsleute haben ihre eigene, sehr alte Sprache. Ihr müsst nicht alles wissen, aber manches schadet sicherlich nicht! Backbord und Steuerbord sollte man irgendwann unterscheiden können. Den Rest mit „learning by doing“ und Nachfragen!

Wer vorab mehr wissen will:

Tolle Bildtafeln, mehrsprachig

Basiswissen für Mitsegler

Segel Basics

Weitergehendes Nachschlagewerk

Zum Knoten üben (für die fleißigen):

Knotentafel einlaminiert

Sailors Takel Box

 

Wo kann ich mitsegeln?

Im einfachsten Falle kennt man jemand, der jemanden kennt. Es gibt diverse Foren in denen Segler vertreten sind, die teilweise gegen geringe Bezahlung oder „Hand gegen Koje“ ein Mitsegeln ermöglichen.

Hand gegen Koje

bedeutet, ihr segelt auf einem Segelboot mit und bezahlt mit eurer Arbeit auf dem Boot. Auf Segelbooten gibt es das öfters auf Passagen, wo längere Strecken bewältigt werden müssen und man mehrere Personen benötigt, die Wachschichten übernehmen können. Manche Skipper suchen auch jemanden, der kochen kann oder handwerklich begabt ist.
Es gibt zu jeder Zeit des Jahres gewisse Destinationen, wo sich die Segler versammeln um Passagen durchzuführen. So zum Beispiel im November jeden Jahres auf den Kanaren, wo die ARC (Atlantik Race for Cruisers) startet. Hier treffen sich jedes jahr über 1200 Personen und über 200 Boote, um den Weg über den Atlantik nach St. Lucia in der Karibik anzutreten. Im Schatten dieser Veranstaltung fahren aber auch andere Segler über den grossen Teich, ohne Teilnehmer der ARC zu sein. Einfach weil die Passatwinde und die Hurricansaison in der Karibik das so gebieten. Vorher sind viele Segler in Gibraltar anzutreffen.

Wen diese Routen interessieren, sollte hier rein sehen:

Der Cornell ist das Standardwerk für die Segelrouten dieser Welt.
Das heisst: jeder Segler hat ihn und jeder Segler fährt diese Routen. Du findest die Absprunghäfen und die Routen die gefahren werden. Willst Du also die richtigen Punkte finden, an denen sich Segler zu bestimmten Zeiten aufhalten, dann schaue hier rein!
Das Buch kostet zwar ein paar Markfuffzich aber dafür macht es auch mächtig Eindruck.

Liveaboard

Es gibt viele Langzeit Segler – in Fachkreis Fahrtensegler genannt, die auf dem Boot leben und segeln. Entweder einmal um die Welt oder längere Zeit in bestimmten Gebieten. Manchmal suchen auch die Fahrtensegler Mitsegler, zur Mithilfe bei Passagen, zur Unterhaltung, als Smutje, zur Aufbesserung der Törnkasse. Auch diese findet man auf den einschlägigen Crewbörsen und Suchmaschinen:

So zum Beispiel auf

Wo finde ich Veranstalter für Kojencharter?

Die Veranstalter meiner Ausbildungstörns, die ich wärmstens empfehlen kann, bieten auch Mitsegeltörns aller Art an.

Ausbildungstörns

Es gibt verschiedene Veranstalter für Ausbildungstörns. Das bedeutet, ihr macht eine praktische Ausbildung direkt an Bord einer Segelyacht und bekommt dabei aktiv das Segeln beigebracht. Dies kann auch mit einer theoretischen Ausbildung verbunden werden. Ich habe so beispielsweise meinen SBF-See (Sportbootführerschein See) und meinen SKS (Sportküstenschifferschein) gemacht. Ich kann deshalb aus eigener Erfahrung wärmstens empfehlen:

Schoenicke Skipperteam – hier habe ich meinen SBF See auf der Ostsee gemacht

Sailingisland – hier habe ich meinen SKS auf Mallorca gemacht

Weitere Charterunternehmen:

Sunsail – Ein grosser Veranstalter weltweit

Moorings – Ein grosser Veranstalter weltweit

 

Alle diese bieten unter anderem auch

Flottillentörns und Überführungstörns an

Flottille bedeutet quasi „kleine Flotte“. Es werden mehrere Boote gechartert, die mit jeweils einem Bootsführer gemeinsam eine Route fahren. Die Flottille wird immer von Profis begleitet, die Eingreifen können. Auf einem Boot in der Flottille können auch unerfahrene mitsegeln und dazu lernen. Toll ist das aber auch gerade für Segler mit ersten Erfahrungen, die mit der Sicherheit eines erfahrenen Teams im Hintergrund Charterurlaub machen wollen.

Überführungstörns sind dann die nächste Stufe, für Segler mit Ausbildung und Erfahrung, die mehr über Wetter, Törnplanung, Nachtansteuerung, Blauwassersegeln, Schwerwetter wissen wollen. Ich habe dabei auch schon mitgewirkt und werde euch an meinen eindrücklichen Erfahrungen hierzu noch teilhaben lassen.

Andere Möglichkeiten zum Mitsegeln:

Segelvereine

Wer Blut geleckt hat und segeln möchte, kann auch einem Segelverein beitreten.
Vorteil: Die Vereine haben oftmals eigene Boote, oder die Vereinsmitglieder bieten aktives Mitsegeln und Ausbildung von der Pike auf an (von der Jolle bis zur ausgewachsenen Yacht).

Kontakt hierzu am besten über den DSV = Deutscher Seglerverband.

Ausbildung

Als nächstes steht dann die Ausbildung, falls euch die Segelei gefällt. Denn die beste Grundlage ist eine gute Ausbildung durch einen erfahrenen Ausbildungsskipper. Welche Ausbildungen es gibt, wozu man diese braucht und wie man das am besten angeht, erkläre ich euch dann im nächsten Post zu dem Thema.

Sundowner

Ich wünsche euch viel Spass beim Ausprobieren und Segeln!
Kennst Du noch weitere Möglichkeiten, Informationen oder Kontakte?
Oder fehlt hier etwas wichtiges?
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